1. Fusobacterium necrophorum Dieses anaerobe, gramnegative Bakterium ist bekannt für seine Assoziation mit nekrotisierenden Infektionen und Sepsis. Es wird häufig bei tiefen Weichteilinfektionen gefunden und kann aufgrund seiner Virulenzfaktoren wie Leukotoxinen und Hämolysinen schwerwiegende Gewebeschädigungen verursachen (Bolstad et al., 2022). Die hohe Prävalenz von F. necrophorum in diesem Wundmikrobiom deutet auf einen zentralen pathogenetischen Beitrag hin.
2. Wohlfahrtiimonas chitiniclastica Diese gramnegative Spezies wird typischerweise mit Wundinfektionen in Verbindung gebracht, insbesondere in Fällen, die durch Fliegenmaden vermittelt werden. Sie ist häufig ein opportunistischer Erreger, der in nekrotischem Gewebe gedeiht und mit polymikrobiellen Infektionen assoziiert ist (Tóth et al., 2021). Ihre Anwesenheit könnte auf Umweltkontamination oder eine sekundäre Besiedlung hindeuten.
3. Bacteroides fragilis Als Vertreter der Bacteroides-Gruppe spielt B. fragilis eine wichtige Rolle bei Mischinfektionen. Dieses gramnegative Anaerobier ist bekannt für die Produktion von Toxinen, die Entzündungsreaktionen fördern, sowie für seine Fähigkeit, Antibiotikaresistenzen zu entwickeln (Wexler, 2021). Seine Anwesenheit könnte die chronische Persistenz der Infektion begünstigen.
4. Streptococcus dysgalactiae Dieser beta-hämolysierende Streptokokkus gehört zur Gruppe der pyogenen Bakterien. Er ist ein häufiger Erreger von Weichteilinfektionen und spielt eine Rolle bei der Verstärkung von Gewebsentzündungen und Wundheilungsstörungen. Zudem kann er durch seine Superantigen-Produktion systemische Komplikationen auslösen (Barnham et al., 2020).
5. Peptostreptococcus anaerobius Peptostreptococcus anaerobius ist ein strikt anaerober, grampositiver Kokken, der häufig in chronischen Wundinfektionen vorkommt. Seine Präsenz weist auf eine hypoxische Umgebung hin, die anaeroben Bakterien ein ideales Wachstumsmilieu bietet (Brook, 2022).
6. Parvimonas micra Diese anaerobe, grampositive Kokkenart ist bekannt für ihre Beteiligung an Mischinfektionen, insbesondere bei chronischen Wunden und Zahninfektionen. Sie kann die Wundheilung durch die Produktion von Biofilmen und die Induktion von Entzündungen verzögern (Murphy & Frick, 2023).
Gesamtbewertung und klinische Bedeutung Die Zusammensetzung des Mikrobioms deutet auf eine polymikrobielle Infektion mit überwiegend anaeroben Pathogenen hin. Die hohe Prävalenz von Fusobacterium necrophorum und Wohlfahrtiimonas chitiniclastica legt nahe, dass sowohl Gewebsschädigung als auch systemische Komplikationen potenziell auftreten können. Das Vorhandensein von Bacteroides fragilis und anderen anaeroben Kokken deutet auf eine etablierte Infektion hin, die durch Biofilmbildung und Resistenzmechanismen möglicherweise schwer zu behandeln ist.
1. Probiotische Therapien: Probiotika enthalten lebende Mikroorganismen, die gesundheitliche Vorteile bieten können, wenn sie in ausreichender Menge angewendet werden. Für die Wundtherapie werden spezifische Bakterien untersucht, die antimikrobielle Eigenschaften aufweisen oder die Wundheilung unterstützen können.
Lactobacillus-Spezies: Verschiedene Lactobacillus-Stämme wie Lactobacillus plantarum und Lactobacillus reuteri hemmen pathogene Keime wie Fusobacterium necrophorum durch die Produktion von Milchsäure und Bakteriozinen. Darüber hinaus fördern sie die epitheliale Regeneration und wirken entzündungshemmend (Peral et al., 2020).
Bacillus subtilis: Dieser probiotische Organismus produziert Enzyme wie Amylasen und Proteasen, die Biofilme abbauen können, eine häufige Ursache für chronische Wundinfektionen (Wang et al., 2022).
Topische Probiotika: Probiotische Cremes oder Gele, die lebende Bakterien enthalten, können direkt auf die Wunde aufgetragen werden. Studien zeigen, dass diese Applikationen Infektionen reduzieren und die Heilung beschleunigen können (Sharifi-Rad et al., 2021).
2. Präbiotische Therapien: Präbiotische Therapien nutzen Nährstoffe, die das Wachstum gesundheitsfördernder Mikroorganismen stimulieren. Sie können lokal auf Wunden appliziert oder systemisch angewendet werden.
Inulin und Fructooligosaccharide (FOS) fördern das Wachstum nützlicher Bakterien wie Lactobacillus und Bifidobacterium, die entzündungshemmende Effekte haben und pathogene Keime verdrängen können (Gibson et al., 2021). Medizinischer Honig wie Manuka-Honig wirkt antibakteriell und unterstützt die Ansiedlung nützlicher Bakterien. Die enthaltenen Zucker und Enzyme fördern ein gesundes Mikrobiom in der Wunde (Maddocks et al., 2020).
3. Synbiotische Ansätze: Synbiotika kombinieren Probiotika und Präbiotika, um synergistische Effekte zu erzielen. Diese können beispielsweise in Form von topischen Produkten angewendet werden, die sowohl lebende Mikroorganismen als auch deren spezifische Nährstoffe enthalten.
4. Phagen-unterstützte probiotische Therapie: Die Kombination aus Probiotika und bakterien-spezifischen Phagen, die gezielt pathogene Bakterien abtöten, ist ein neuartiger Ansatz. Diese Strategie kann die gesunde mikrobielle Gemeinschaft erhalten und gleichzeitig Infektionen bekämpfen (Kortright et al., 2020).
5. Weitere experimentelle Ansätze
Mikrobiomtransplantation: Erste Studien untersuchen, ob die Applikation von gesundem Hautmikrobiommaterial helfen kann, pathogene Mikroorganismen in Wunden zu verdrängen.
Antimikrobielle Peptide: Diese können in probiotischen Bakterien exprimiert werden, um gezielt pathogene Mikroorganismen zu eliminieren.
Fazit
Probiotische und präbiotische Ansätze bieten vielversprechendes Potenzial für die Behandlung von Wundinfektionen, insbesondere bei chronischen oder antibiotikaresistenten Fällen. Sie können das Gleichgewicht im Wundmikrobiom wiederherstellen, die Heilung fördern und den Bedarf an Antibiotika reduzieren. Weitere klinische Studien sind erforderlich, um Dosierungen, Anwendungsweisen und Langzeitwirkungen zu validieren.
Literatur Personalisierte Unterstützende Therapien
Anmerkungen: Wir möchten darauf hinweisen, dass die Ergebnisse von molekulargenetischen Tests immer im klinischen Kontext betrachtet und interpretiert werden sollten.
Facharzt für Medizinische Genetik Biologe